Dienstbare oder servile Theologie? Die Prager Evangelisch-Theologische Fakultät nach 1968 und ihre umstrittenste theologische Erklärung von 1977

Peter Morée

Für die tschechische Gesellschaft und die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) gehört das Jahr 1977 zu den heikelsten und deshalb bedeutendsten Perioden der tschechischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Nachdem die Tschechoslowakische Sozialistische Republik die sogenannte Schlussakte von Helsinki über Zusammenarbeit, Sicherheit und Menschenrechte ratifiziert hatte, wurde Anfang 1977 die Charta 77 veröffentlicht. Hinter dieser Initiative, die überwachen wollte, wie die kommunistische Regierung ihren Verpflichtungen im Bereich Menschenrechte nachkommt, standen Václav Havel, Jan Patočka und andere. Die Charta 77 unterzeichneten auch mehrere evangelische Pfarrer (einem Teil von ihnen war die staatliche Genehmigung für den Pfarrdienst entzogen worden) und Laien. Im Mai erschien dann ein Brief von 31 Mitgliedern der EKBB, der an die Föderalversammlung adressiert war und in dem die Einschränkungen der religiösen Freiheit in der Tschechoslowakei detailliert erfasst worden waren. In diesem Zusammenhang wurde die Leitung der EKBB wie nie zuvor von der kommunistischen Diktatur unter Druck gesetzt, ihre Autorität zu untermauern und sich von denen zu distanzieren, die ihre Stimme gegen das Unrecht erhoben hatten. Die Evangelisch-Theologische ComeniusFakultät (ETCF), die damals eng mit der Kirche verbunden war, veröffentlichte ihren Standpunkt in Form von acht Thesen, die in der aufgewühlten Situation theologische Orientierung bieten sollten. Sie brachten allerdings keine Beruhigung oder Einigung, sondern wurden zum Symbol der tiefen Zerrissenheit innerhalb der EKBB. 

Um die Thesen verstehen und bewerten zu können, muss man die Entstehung dieses Dokuments im Kontext dessen betrachten, was an der Fakultät ab 1969 vor sich ging. Die Thesen sind kein isoliertes Phänomen, sondern stellen eher die Kulmination dessen dar, wie die Fakultät und ihre Lehrkräfte ihre eigene Rolle in der Entwicklung der „normalisierten“ Tschechoslowakei und des kirchlichen Lebens der EKBB verstanden.

Einleitung

Die Lehrenden der theologischen Fakultät hatten in der evangelischen Kirche immer eine privilegierte Stellung inne, die mit der engen Verbindung zwischen der Geschichte der Kirche und der Fakultät zusammenhing. Während in der österreichischen Monarchie die für die tschechische evangelische Theologie prägenden Persönlichkeiten eher außerhalb der Wiener Theologischen Fakultät zu finden waren, stand ab 1919 die Tschechoslowakische Evangelisch-Theologische Hus-Fakultät in Prag im Brennpunkt der Theologie des tschechischen Protestantismus. Diejenigen, die sich sehr für die Gründung der EKBB eingesetzt hatten (F. Hrejsa, F. Žilka), begannen, an der Fakultät zu unterrichten, die aufgrund der neuen kirchlichen Verhältnisse in der neuen Republik entstanden war. In der Zeit zwischen den Weltkriegen gingen von den Lehrenden der Fakultät wichtige Impulse für die theologische Debatte im evangelischen Umfeld aus (Beziehung zum römischen Katholizismus, zur neuen dialektischen Theologie, Verständnis der biblischen Theologie) und sie hatten auch an der Formulierung der Position der tschechischen Protestanten in den internationalen ökumenischen Organisationen einen wichtigen Anteil. Dass es an der Fakultät so wie in der Kirche verschiedene theologische Richtungen gab, war ein Spiegelbild der theologischen Pluralität des Protestantismus in der Ersten Republik.

In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zumindest nach außen hin zu einer stärkeren Einheit und Geschlossenheit der EKBB. Die Stimmen der liberalen Theologen verstummten allmählich, da sie mit ihren Zeitschriften ihr Sprachrohr verloren hatten oder ihre Vertreter pensioniert wurden und nicht mehr an der Fakultät unterrichten konnten. Was die theologische Ausrichtung der EKBB angeht, fiel so J. L. Hromádka eine monopolähnliche Stellung zu. Diese Veränderungen waren allerdings nur teilweise durch die staatlichen Eingriffe in die Abläufe innerhalb der Kirche und der Fakultät bedingt. Sie waren auch eine Folge dessen, wie die Kirche aus eigenem Ermessen auf die Einschränkung ihres Raums im öffentlichen Leben reagierte. In den 50er und 60er Jahren war Hromádka in die Entstehung fast aller wichtigen theologischen Dokumente (Erklärungen, Sendschreiben usw.) eingebunden, wodurch er die besondere Rolle der theologischen Fakultät im kirchlichen Leben bekräftigte.

Aufgrund der dominierenden Position Hromádkas in der ersten Hälfte der EinParteien-Herrschaft blieb in der Kirche und der Fakultät nach seinem Tod und einem ersten Anflug demokratischen Denkens 1968 ein Vakuum zurück. Der Verlust des Theologen, der lange Zeit das öffentliche Auftreten der tschechischen Protestanten geprägt hatte, warf die Frage auf, wie die Tradition, dass die Kirche das öffentliche Geschehen theologisch reflektiert, glaubwürdig weitergeführt werden kann, noch dazu in Zeiten der beginnenden „Normalisierung“. Zudem führten die Veränderungen des evangelischen Milieus in den 60er Jahren, in denen sich die evangelische Öffentlichkeit immer klarer gegenüber dem Druck der kommunistischen Diktatur abgrenzte, 1968 zum Zerbrechen des fragilen Konsenses, der unter den Protestanten in Fragen der „öffentlichen Theologie“ (verkörpert durch Hromádka) geherrscht hatte.

Die Folgen dieser Veränderungen machten sich 1970 bemerkbar, als der Druck vonseiten des Sekretariats für Kirchenfragen, das auf eine „Konsolidierung“ des kirchlichen Lebens drängte, stärker wurde. Die ersten sichtbaren Maßnahmen betrafen auch das studentische Leben an der Evangelisch-Theologischen ComeniusFakultät. Im Januar 1970 organisierten die Theologen einen Gottesdienst in der Kirche St. Martin in der Mauer, bei dem sie Jan Palachs gedachten, der sich ein Jahr zuvor selbst verbrannt hatte. Die liturgische Ordnung, die sich aus Bibeltexten, Betrachtungen und Texten von Jan Hus zusammensetzte, stammte von Jaromír Dus, der den Gottesdienst auch leitete. Im Mittelpunkt stand das Thema „Opfer“ und seine Bedeutung in der Gemeinschaft, die zusammenkommt, um des Opfers zu gedenken. „Das Opfer ist nicht für Gott da. (...) Das Opfer ist für uns da. Für den, dem ein waches Gewissen gegeben ist, das ihm die Pflicht auferlegt, die Verantwortung für seine eigene oder eine fremde Schuld zu übernehmen.“[1] Sowohl Dus als auch die Fakultätsleitung wurden von den zuständigen staatlichen Autoritäten aufgefordert, eine Erklärung dazu abzugeben, wobei ihnen vorgeworfen wurde, dass ein solches Verhalten die Bemühungen der staatlichen Politik, die Situation in der Gesellschaft und der Kirche zu „beruhigen“, untergrabe.

Ein Jahr später erlebte die Fakultät die ersten Exmatrikulationen. Die Studenten Jan Kozlík und Aleš Březina hatten die tschechoslowakische und die sowjetische Flagge entfernt, die am Portal des Fakultätsgebäudes zum Jubiläum des kommunistischen Umsturzes im Februar 1948 gehisst worden waren. Für diese Tat wurde Kozlík aus der Fakultät ausgeschlossen (allerdings nur aufgrund eines Beschlusses der Fakultätsleitung, ohne den vorgeschriebenen Beschluss des Fakultätsrats[2]). Březina schrieb 1972 einen Brief an das Kulturministerium (an das dortige Sekretariat für Kirchenfragen), in dem er sich für Kozlík einsetzte. Der Fakultätsrat schloss ihn daraufhin vom Studium aus.[3]

Die Ereignisse der Jahre 1972 und 1974

Zur selben Zeit, in der vom Fakultätsrat Březinas Exmatrikulation beschlossen wurde, hatte die Fakultät ihre erste große Zerreißprobe zu bestehen. Am Theologischen Hus-Seminar in der Prager Straße „V Jirchářích“ organisierten die Studierenden für den 17. Januar 1972 ein Konzert des Ensembles „Spirituál kvintet“, was mit der Fakultätsleitung ordnungsgemäß abgesprochen war. Im Rahmen dieses Abends trat aber auch Bohdan Mikolášek auf, der unter anderem sein Lied „Stille“ (Ticho) sang. Er war zwar offiziell als Künstler registriert, sein Lied über die Verbrennung Jan Palachs kannten die Autoritäten jedoch nicht. Sein Auftritt wurde als Vorwand für einen schwerwiegenden Eingriff des Sekretariats für Kirchenfragen in das Geschehen an der Fakultät genutzt.[4]

Über die pädagogische Kommission leitete die Fakultät eine offizielle Untersuchung ein, in deren Verlauf alle, die sich in irgendeiner Weise an der Organisation des Abends beteiligt hatten, verhört wurden, und das Sekretariat für Kirchenfragen zog dann aus den Ergebnissen der Kommission seine Schlüsse. Zwei Studierende (Miroslav Čejka und Jana Koláčná) wurden vorübergehend exmatrikuliert, dem Direktor des Seminars Vencovský wurde gekündigt und der Dekan der Fakultät František M. Dobiáš sowie der Sekretär Dušan Čapek erhielten einen Verweis. Außerdem bekamen Studierende und Lehrende der Fakultät erhebliche Einschränkungen bei Auslandsreisen und bei den Wohnbedingungen für die Studierenden am Seminar zu spüren.

Wichtiger als die eigentlichen Folgen der Untersuchung sind einige Mechanismen, die im Laufe des Vorfalls zutage traten. Zum Ersten arbeitete die Fakultätsleitung mit dem Synodalrat der EKBB zusammen, um auf die Studierenden einzuwirken. Der Synodalrat führte zur selben Zeit Verhandlungen mit dem Sekretariat für Kirchenfragen, bei denen er unter großen Druck geriet, denn die staatlichen Organe drohten damit, die Kirchenleitung zu entlassen und durch ihre eigenen Leute zu ersetzen. Synodalsenior Kejř hielt deshalb die Studierenden bei einem Treffen über die Folgen jenes Januarabends dazu an, die Parameter der politischen Realität zu akzeptieren und sich „konstruktiv“ zu verhalten. Ähnlich äußerten sich die Vertreter der Fakultät, die bei den Sitzungen mit dem Sekretariat für Kirchenfragen einräumten, bei der konsequenten didaktischen Führung der Studierenden versagt zu haben. Dieses zweite Element schlug sich in einer umfangreichen Erklärung der Lehrenden gegenüber den Studierenden nieder, die besagte, dass auch aus theologischen Gründen die sozialistische Ordnung idealer sei als das kapitalistische System.

Sehr viel intensiver und verhängnisvoller kehrten diese Akzentsetzungen in der ersten Hälfte des Jahres 1974 ins Leben der Fakultät zurück. Die damaligen Ereignisse stellten offenbar den wichtigsten Schritt auf dem Weg zu den Fakultätsthesen des Jahres 1977 dar. In gewissem Maße kann man sie als Generalprobe für die große Krise von 1977 innerhalb der EKBB ansehen.

Seit dem Auftritt von Bohdan Mikolášek am Hus-Seminar hatte sich die Situation der EKBB deutlich zugespitzt. Gegen mehrere evangelische Pfarrer wurde ermittelt und einige wurden verurteilt (Jaromír Dus, Jan Z. Dus, Vlastimil Sláma). Anderen wurde die staatliche Genehmigung für den geistlichen Dienst entzogen, die für die Arbeit als Pfarrer erforderlich war. Die Gründe wurden in der Regel nicht mitgeteilt, doch kaum jemand zweifelte daran, dass die Aberkennung der staatlichen Genehmigung mit der politischen Haltung der betreffenden Pfarrer zusammenhing. Seit die Eingriffe in die kirchlichen Angelegenheiten begonnen hatten, suchte der Synodalrat Rückhalt bei der Fakultät, was beispielsweise zur Folge hatte, dass im Sommer 1972 in der EKBBGemeinde Prag-Kobylisy ein Seminar mit dem Titel „Über die Sendung der Kirche“ stattfand. Von dort führte dann der Weg zur „Erklärung der 18. Synode“ (1973), in der die Kirche dazu aufgerufen wurde, der Konfrontation mit den politischen Autoritäten mithilfe des theologischen Arguments auszuweichen, dass die Kirche kein Subjekt der politischen Welt sei und es auch nicht sein solle. Die Erklärung war in erster Linie eine Antwort auf die Gruppierung „Neue Orientierung“ (Nová orientace), die es ablehnte, von den zivilgesellschaftlichen und theologischen Standpunkten aus den Jahren 1968/1969 abzurücken.

Als das Sekretariat für Kirchenfragen im Frühjahr 1974 zwei bekannten Pfarrern die staatliche Genehmigung entzog und mehrere Absolventen der Fakultät keine Genehmigung für ihren Dienstantritt in der Gemeinde erhielten, beschlossen 22 Studierende der Fakultät, nicht mehr zu schweigen. Alle gehörten der EKBB an, die im betreffenden Jahr an der Fakultät mit 38 Studierenden (von insgesamt 79) vertreten war.[5] Diese Studierenden der EKBB richteten einen Appell an das Kulturministerium und den Rat des Bezirkes Mittelböhmen, in dem sie ihre Beunruhigung über die Aberkennung der Genehmigung für Jakub Trojan und Alfred Kocáb und die Nichterteilung der Genehmigung an die Absolventin der Comenius-Fakultät Jana Zlatohlávková zum Ausdruck brachten.

„Wir sind Studenten der Evangelisch-Theologischen Comenius-Fakultät, die sich auf den Pfarrdienst in der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder vorbereiten. Auch während unseres Studiums haben wir Interesse am Geschehen in unserer Kirche, wir können nicht gleichgültig sein und teilnahmslos zusehen. Deshalb appellieren wir an Sie und würden uns wünschen, dass Sie gegenüber Ihren untergeordneten Organen, den Bezirks- und Kreissekretären für Kirchenfragen, das Gleiche tun, sodass die Entscheidungen über Pfarrer, die Studenten der theologischen Fakultäten und über die Erteilung der staatlichen Genehmigungen mit einem maximalen Maß an Verantwortung und mit einer ordnungsgemäßen sachlichen Begründung getroffen werden. Als künftige Pfarrer der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder hätten wir nämlich gern ein Gefühl der Rechtssicherheit für die Ausübung unseres Berufs. Wir möchten, dass unser Handeln nicht durch Unsicherheit und Angst vor Verfolgung motiviert ist, sondern in erster Linie durch die Verantwortung gegenüber der Wahrheit.“[6]

Die Studierenden brachten ihre Zustimmung zu den theologischen und politischen Ansichten der beiden erwähnten Pfarrer zum Ausdruck, bezogen aber die entstandene Situation und das Vorgehen der staatlichen Organe auf sich. Sie verwiesen auf die Unsicherheit, die der Staat durch sein Verhalten hervorgerufen hat, und unterstrichen, dass ein solches Vorgehen zu einer Verzerrung der Motivation in Bezug auf die Autoritäten und das öffentliche Leben führe. Sie verwendeten also keine politischen, sondern rechtliche und in gewissem Maße theologische Argumente.

Die Fakultätsleitung war offenbar von der studentischen Initiative überrascht. Noch in ihrem regelmäßigen Bericht, den sie in jedem Semester für das Sekretariat für Kirchenfragen schrieb, äußerte sie sich zufrieden mit dem Geschehen an der Fakultät. „Die Fakultätsleitung und der Direktor des Theologischen Hus-Seminars bemühen sich um die Herstellung der notwendigen Ruhe und Konzentration, um pädagogisch auf die Studenten einzuwirken, damit der Erziehungsprozess nicht durch sekundäre Einflüsse gewisser kirchlicher Gruppen und ihre negativen Standpunkte (zur Infiltration kam es bes. in jüngster Zeit im Zusammenhang mit der Aberkennung der staatlichen Genehmigung für einige Geistliche der EKBB) gestört wird. Die große Mehrheit der Studenten zeigt jedoch Interesse an einer positiven Arbeit als Geistliche in unserer Gesellschaft.“[7] Auch wenn man die selbstdarstellende Ebene dieses relativ detaillierten Berichts, der für die staatlichen Organe bestimmt war, außer Acht lässt, ist nicht zu übersehen, wie die Leitung der theologischen Fakultät ihre Rolle an der Fakultät und in der Kirche wahrnahm. Ihre Aufgabe bestehe darin, die Studierenden auf die Ausübung des Pfarrdienstes in einem „positiven Geist“, d. h. in einem Geist der Loyalität gegenüber der bestehenden Staatsführung, vorzubereiten. Neben der Unterweisung in theologischen Fragen umfasse diese Aufgabe auch, die Studenten und Studentinnen zum „richtigen“ Verständnis der kirchlichen und politischen Realität anzuleiten. Wenn das Studium gemäß dieses Ziels und Inhalts ordnungsgemäß absolviert werde, sei nicht zu befürchten, dass sich ein Theologe als Kritiker der Verhältnisse in Kirche und Staat entpuppt.

Das Verständnis der pädagogischen Arbeit hatte also eine stark beschützende Komponente. Die Lehrenden der Fakultät erhoben Anspruch auf die Fähigkeit, ihre Studierenden nicht nur theologisch, sondern auch politisch und staatsbürgerlich zu formen. Der einzige Grund, warum es in einigen Fällen nicht gelang, dieses Programm reibungslos zu erfüllen, war der „sekundäre Einfluss“ störender Elemente aus Kreisen, die eine andere Sicht auf die politische Situation hatten. Es war also notwendig, dieses Element so weitgehend wie möglich zu eliminieren, damit die Studierenden nicht verwirrt und auf dem Weg zum rechten Verständnis der Situation nicht in die Irre geführt wurden.

Das Sekretariat für Kirchenfragen erkannte die Bemühungen der Fakultätsleitung an und brachte sein Vertrauen in die Absichten des Lehrkörpers der Fakultät zum Ausdruck. Es bestätigte sie in ihrem Verständnis des Sinns und der Ziele der pädagogischen Arbeit, merkte jedoch kritisch an, dass die Reichweite ihrer Arbeit dennoch begrenzt war. In einem internen Bericht des Sekretariats für Kirchenfragen über die theologische Fakultät wird erklärt, sie besitze nicht nur in der ČSSR, sondern auch in den westlichen Ländern große Autorität. Die Professoren seien nicht nur an der Qualität des Studiums interessiert, sondern auch daran, dass der Einfluss der Verfechter anderer politischer Meinungen zurückgedrängt wird. „Die fachlichen Kenntnisse der Hörer dieser Fakultät sind sehr fundiert, in politischer Hinsicht ist es jedoch bei den Einzelnen, was die Beziehung zu unserer Ordnung angeht, schon problematischer.“9 Im Vergleich zu den Studierenden der EKBB seien die Studierenden der Slowakischen Reformierten Kirche in ihren staatsbürgerlichen Ansichten sehr viel positiver, was ihrer Kirchenleitung zu verdanken sei, so der Bericht. Die Leitung der EKBB sei zu tolerant gegenüber jenen, die im Geist der Krisenjahre 1968–1969 verharrten. Das Sekretariat für Kirchenfragen bestärkte allerdings die Leitung der Comenius-Fakultät in ihrer Haltung: „Zum Abschluss ist zu sagen, dass es dank der politischen Beeinflussung durch das Sekretariat für Kirchenfragen des Kulturministeriums der ČSR in den letzten Jahren zu einer günstigen Differenziation kommt, es ist aber ständige politische Aufsicht notwendig, wenn auch die Fakultätsleitung mit Dekan A. Molnár und Prodekan Bič an der Spitze eine Garantie für eine positive Entwicklung in der Zukunft gibt.“[8]

Die Thesen des Jahres 1974

Bei einer außerordentlichen Sitzung des Fakultätsrats am 14. 3. 1974 erklärte der Dekan, die Studierenden hätten die Fakultätsleitung nicht über den geplanten Brief informiert. Sie habe vom Sekretariat für Kirchenfragen erfahren müssen, wer genau den Brief unterzeichnet hatte, wobei das Sekretariat daraus geschlossen habe, dass „sich die pädagogisch-erzieherische Seite der Fakultätstätigkeit als unbefriedigend darstellt. Entweder sind die Professoren ihrer Aufgabe nicht voll gewachsen oder es wirken nach wie vor schädliche Einflüsse von außen.“[9] Die Hochschullehrer der Fakultät drückten ihr Bedauern darüber aus, dass die Studierenden ohne „Absprache mit den Lehrenden“ gehandelt hätten. Der Dekan schlug vor, eine Kommission zu bilden, die mit den Studierenden Gespräche führen sollte, um die Hintergründe und die Bedeutung der Studenteninitiative zu klären. Sie sollte von den Studierenden eine Erklärung verlangen und sie dazu bewegen, den Brief neu zu formulieren.

Dozent Milan Opočenský informierte dann über ein Gespräch mit dem Direktor des Sekretariats für Kirchenfragen Karel Hrůza, der es für notwendig erachtete, dass die Fakultätsleitung die Studierenden zur Verantwortung zog. Sich mit jemandem zu solidarisieren, der gegen die Kirchengesetze verstoßen hat, sei nicht statthaft. Synodalsenior Václav Kejř merkte an, dass wegen des Briefes der Studenten der Kurs in Vrbno gestrichen worden sei. Gleichzeitig konstatierten die Pädagogen, dass die Formulierungen des Briefs relativ vorsichtig seien und dass die Studenten den Brief nicht frei in Umlauf bringen wollten.

Aus den Berichten, die im Zusammenhang mit der Arbeit der Untersuchungskommission entstanden, wird das Bemühen deutlich, die gesamte Angelegenheit als Irrtum zu interpretieren, der auf fehlende Kenntnis der kirchlichen und politischen Situation zurückzuführen sei. „Ihre Briefe wollten absolut keine Solidarität mit einem bestimmten theologischen, kirchlichen oder politischen Programm zum Ausdruck bringen.“[10] Der Kommission zufolge hatten die Studierenden „lautere“ Motive, aber diese führten zu einer „unüberlegten, äußerst problematischen“ Aktion, die zudem im Blick auf den politischen Missbrauch in den Kreisen der Neuen Orientierung gefährlich war. Der Bericht versichert, dass der Einfluss der Neuen Orientierung auf den Brief eher marginal war, ja dass einige Unterzeichner des Briefes diese Gruppe nicht einmal kannten. „Bestimmte, die Erziehung an der Fakultät störende Einflüsse von außen sind allerdings unter den Studenten festzustellen“[11], sie seien aber sehr viel geringer, als man aus der Zahl der Unterschriften vonseiten der Studenten der EKBB schließen könnte. Die Aktion sei deshalb „Ausdruck von Disziplinlosigkeit, einer gewissen Naivität und Unreife“.

Deshalb schlug die Kommission kein sog. Disziplinarverfahren vor, bei dem die Studierenden dauerhaft oder auf Zeit exmatrikuliert worden wären. Eine solche Strafe hätte die Situation an der Fakultät und in der Kirche deutlich verschlimmern und sie in einer Zeit destabilisiert, in der auf dem Weg aus den „Krisenjahren“ Einigkeit zwischen den staatlichen Organen und der Kirchen- und Fakultätsleitung demonstriert werden sollte. Zudem konnte es den Aktivisten der Neuen Orientierung in die Hände spielen. Ein sog. pädagogisches Vorgehen konnte dagegen die Weisheit der staatlichen Autoritäten bekunden, die der Fakultätsleitung ihr Vertrauen und ihr Verständnis ausdrückten.

Die Lehrenden der Fakultät sahen ihre Rolle wiederum so, dass es in ihrer Verantwortung liege, den Studierenden die erforderlichen Kenntnisse und die nötige Reife zu vermitteln, und dass diese Verantwortung gegen äußere Einflüsse geschützt werden müsse. Als Bestätigung dieser Kompetenz entstanden im Rahmen der Untersuchung durch die Kommission theologische Thesen, mit denen sich die Unterzeichner des Briefes identifizieren und dadurch bekunden sollten, dass ihre Petition nicht richtig war. Diese Thesen mit dem Titel Erklärung des Fakultätsrats der Comenius-Fakultät sind in gewisser Weise ein Vorläufer der Fakultätsthesen von 1977, weshalb sie hier vollständig zitiert werden sollen:

  1. Wir wissen, dass das Evangelium und die Existenz der Kirche nicht an eine bestimmte Gesellschaftsordnung gebunden sind. Es ist nicht legitim, eine Gesellschaftsordnung und ihre Berechtigung anhand des Evangeliums theologisch zu begründen.
  2. Wir leben bewusst in einer sozialistischen Gesellschaft und streben weder eine äußere noch eine innere Emigration aus dieser Gesellschaft an. Wir wollen vollberechtigte Bürger unserer sozialistischen Republik sein. Das bedeutet, dass wir nicht nur Rechte für uns einfordern, sondern auch unsere Pflichten erfüllen wollen. In diesem Sinne wollen wir die Gesetze der ČSSR respektieren und so das Prinzip der sozialistischen Rechtsordnung aktiv unterstützen.
  3. Unser Ringen um die Stellung der Kirche in der sozialistischen Gesellschaft ist mit der weltweiten Gesamtsituation verbunden. Wir lehnen es ab, uns an Aktionen zu beteiligen, die manipuliert sein könnten, um den Entspannungsprozess zu bremsen.
  4. Wir möchten uns nicht von Personen distanzieren, wir lehnen aber alle Programme ab, die darauf abzielen, die sozialistische Rechtsordnung zu bedrohen, gültige Gesetze nicht zu respektieren oder gar die Kirche zur Bildung einer politischen Interessengruppe zu missbrauchen.
  5. Wir sind überzeugt, dass das Gespräch mit den Vertretern der staatlichen Behörden auch in den kritischsten und kontroversesten Fragen die einzige Form ist, die eine kirchliche Institution heute wählen kann. Wir unterstützen deshalb die Schritte, die in diesem Sinne unternommen werden, um zu einer Einigung zu finden.

25. März 1974[12]Es lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen, wer der Hauptautor dieser Erklärung ist. Allerdings sind zwei Entwürfe zu dieser Erklärung erhalten, die sich leicht von der oben zitierten Endversion unterscheiden. In beiden Versionen wird der Name Jaroslav Ondra, Professor der theologischen Fakultät, erwähnt. Im Grunde ist es nicht wichtig, wer der Autor des Dokuments ist, denn im Laufe der Untersuchung, wie der Brief der Studierenden entstanden war, wurde es zu einem kollektiven Werk der Hochschullehrer der Fakultät. Als solches geht es vom Verständnis des Verhältnisses zwischen Staat und Gesellschaft auf der einen und der Kirche auf der anderen Seite aus, wie es im Sendschreiben der Synode von 1973 unter dem Titel „Die Sendung der Kirche in der Gegenwart“ formuliert worden war. Das Sendschreiben sollte die theologischen Grundlagen für die Beziehung zum kommunistischen Staat neu definieren und seine Aufgabe bestand darin, die Zeit des Prager Frühlings abzuschließen, in der die EKBB ihre Stellung in der Gesellschaft als prophetisch und kritisch aufgefasst hatte.

Der Fakultätsrat zeigte sich mit der Arbeit der Untersuchungskommission zufrieden. Bei seiner nächsten außerordentlichen Sitzung am 27. März 1974 diskutierte er im Einzelnen, wie der weitere „intensive differenzierte pädagogische Prozess“ für alle Studierenden der Fakultät aussehen sollte.[13] In diesem Zusammenhang wurde auch der Vorschlag geäußert, das sog. Patronat über die einzelnen Jahrgänge der Fakultät wieder aufleben zu lassen. Den Studierenden, die es ablehnten, sich von ihrem Unterstützungsschreiben für Jakub Trojan und Alfred Kocáb zu distanzieren, sollte über zwei Semester eine besondere individuelle pädagogische Betreuung zukommen.

Dem Sekretariat für Kirchenfragen erschienen diese Maßnahmen zu milde. Es forderte eine Unterbrechung des Studiums für die beiden Studenten, die keine Reue über ihr Verhalten gezeigt hatten (M. Zlatohlávek, F. Matula). Bei einem individuellen Gespräch wurde ihnen mitgeteilt, dass ihnen die Fakultätsleitung ermöglichen wollte, weiter zu studieren, dass man aber angesichts des Ernstes der Situation beschlossen habe, auf die Forderung des „übergeordneten Organs“ (d. h. des Ministeriums) einzugehen und das Studium zu unterbrechen. Zwei weitere Studierende wurden für ein Jahr exmatrikuliert (Věra Matulová und Jan Mamula) und ein Student erhielt nicht die staatliche Genehmigung, die erforderlich war, um den kirchlichen Dienst antreten zu können (František Šilar).[14]

Pädagogische Betreuung

Der zusammenfassende Bericht, den die Fakultätsleitung über das Sommersemester 1973/1974 verfasste, erwähnte die Ereignisse rund um den Brief mehrmals und bestätigte die Haltung, die die Pädagogen im Laufe des gesamten Prozesses als ihren eigenen Standpunkt formuliert hatten. Die Lehrenden stellten ein „erhebliches Maß an Besonnenheit, pädagogischer Weisheit und Geistesgegenwart“ unter Beweis. Die Folge war, dass Pläne konzipiert wurden, wie man in Zukunft „derartige Tendenzen der Studenten oder Einflüsse mancher kirchlicher Kreise von vornherein verhindern oder wie man im Bedarfsfall mit ihnen umgehen kann.“ Als Beispiel für eine solche Strategie werden im Bericht Gesprächsrunden mit den Studierenden „zu aktuellen Themen: unterschiedliche Konzepte zur Funktion der Kirche; die Christen und der Staat; Kirche und Sozialismus“ genannt. Des Weiteren werden die Lehrenden darauf achten, „in ihren eigenen theologischen Vorlesungen hinreichend auf die gesellschaftlichen Aspekte einzugehen“.[15] Die Fakultätsleitung ist deshalb optimistisch, dass sich die Fakultät in die richtige Richtung entwickelt. „Eine weitere positive Entwicklung ist realistisch. Voraussetzung ist eine konsequente und qualifizierte pädagogische Betreuung der Studenten, ein vertieftes und intensiviertes Einwirken auf die Studenten auch in Bezug auf ihre staatsbürgerliche Erziehung und die Eindämmung negativer Einflüsse von außen (z. B. durch destruktive Elemente in der EKBB), dies alles im Zusammenwirken mit der Kirchenleitung (vor allem mit dem Synodalrat der EKBB) und auf einer durchdachten theologischen Grundlage.“[16]

Die Lehrenden der Fakultät wiederholten ihre Überzeugung, die sie zuletzt im zusammenfassenden Bericht über das erste Semester des Studienjahres 1973/1974 geäußert hatten, nämlich dass sich die Probleme mit den kritischen Stimmen unter den Studierenden pädagogisch lösen ließen. Wenn die Studierenden gut informiert würden und die politisch-gesellschaftliche Situation richtig verstünden, was ihnen in erster Linie von erfahrenen Pädagogen der Fakultät vermittelt werden sollte, würde unter den Studierenden kein Gedanke an derartige Aktionen aufkommen. Vor den Vertretern der kommunistischen Diktatur, die mit der Aufsicht über die kirchlichen Institutionen betraut waren, präsentierten sich die Lehrenden der Fakultät als weise, besonnene Pädagogen, die in der Lage seien, solche Situationen künftig zu vermeiden. Die Motivation, die dahinter stand, war sicherlich das Bemühen, die Fakultät und die Kirche zu schützen. Gleichzeitig führte aber diese Motivation dazu, dass diejenigen, die in diesen Debatten auf der anderen Seite standen, vor den äußeren, staatlichen Autoritäten in Misskredit gebracht wurden.

In den Berichten der Fakultät für das Sekretariat für Kirchenfragen nach den Ereignissen des Sommersemesters 1973/1974 ist eine Tendenz zur Selbstbestätigung zu erkennen, die gewisse Züge einer Selbsttäuschung trägt. Es wird darin betont, dass sich die Situation dank der Maßnahmen des Lehrkörpers beruhige und dass sich die Studierenden zunehmend mit den Standpunkten ihrer Professoren identifizierten. Schon im zusammenfassenden Bericht über das Wintersemester 1974/1975 schreibt die Leitung, dass sich die Studierenden dank mehrerer Versammlungen zu „aktuellen Fragen der Beziehung des Christen zur gegenwärtigen Gesellschaft“, die von den Lehrenden Opočenský, Ondra und Heller geleitet wurden, über ihre Ansichten zur politischen Situation klar geworden seien. „Teilweise korrigieren sie Kategorien, die in den Köpfen der Studenten durcheinander geraten waren.“[17] Durch die vom Lehrkörper festgelegten Rahmenbedingungen für ihren pädagogischen Umgang mit den Studierenden sei das Semester „ohne störende Momente“ verlaufen, „auch im staatsbürgerlichen Profil der meisten Studenten waren keine negativen Züge zu erkennen“.[18]

Ähnlich klang es ein halbes Jahr später, als die Leitung in ihrem Bericht über das Sommersemester 1974/1975 konstatierte, dass die Entwicklung der Fakultät in die richtige Richtung gehe und die Aussichten gut seien, „unter der Voraussetzung einer konsequenten und qualifizierten Betreuung der Studenten, insbesondere in Bezug auf ihre staatsbürgerliche Erziehung, und einer nachhaltigen Eindämmung negativer Einflüsse von außen.“[19] Hier erwähnt der Bericht allerdings einen Vorfall bei der Fakultätsfeier anlässlich des 30. Jubiläums der Befreiung durch die Rote Armee, die am 24. April 1974 in der Salvatorkirche stattfand. Zwei ehemalige Studenten der Evangelisch-Theologischen Comenius-Fakultät, Michael Kocáb und Martin Zlatohlávek, störten die Rede von Dekan Molnár, indem sie an das Rednerpult traten und zwei Blätter vor ihn legten, auf denen stand: „So tief seid Ihr gesunken, dass Ihr den Tyrannen Götzendienst leistet“ und „Man kann nicht zwei Herren dienen“.[20] Molnár las auf der Stelle die beiden Texte vor und verurteilte das Verhalten der beiden ehemaligen Studenten als Primitivismus. Dem Bericht zufolge verglich er es sogar mit faschistischen Methoden. Mehrere junge Zuhörer verließen daraufhin die Versammlung. Auch einige andere verteilten ähnliche Flugblätter, deren Inhalt nicht an die Öffentlichkeit gelangte.

Der zusammenfassende Bericht gibt an, die Aktion von Kocáb und Zlatohlávek habe bei den Studierenden kein Echo gefunden. Den Lehrenden zufolge herrschte an der Fakultät dank ihrer schützenden Hände Ruhe.

Dasselbe verzeichnete der Bericht zu zwei weiteren Vorfällen in der EKBB im Jahr 1975: zur Auflösung einer Versammlung von Pfarrern in Libštát und zum Protestbrief von vier Pfarrern, der an die Repräsentanten des Staates gerichtet war. Vor allem der Brief der vier Pfarrer leistete einen weiteren Beitrag zur Herausbildung der Reaktionsmechanismen bei der Kirchen- und Fakultätsleitung, die 1977 zutage traten.

In Libštát trafen sich Anfang Februar 1975 fünfzehn Pfarrer, die teilweise der Neuen Orientierung angehörten, aber ein wesentlicher Teil fühlte sich zumindest theologisch nicht dieser Gruppe zugehörig. Die Zusammenkunft war als freundschaftliches Treffen konzipiert, für das keine staatliche Genehmigung erforderlich war. Die staatlichen Organe, d. h. die Polizei und der Bezirkssekretär für Kirchenfragen aus Hradec Králové (der berühmt-berüchtigte V. Jonáš) beobachteten die Zusammenkunft und beschlossen, sie als nicht genehmigtes Treffen gewaltsam aufzulösen. Ihnen missfiel vor allem, dass im Pfarrhaus in Libštát Pfarrer mit und ohne staatliche Genehmigung zusammengekommen waren. „Libštát“ bildete somit ein Umfeld, in dem die kirchliche Isolation der Pfarrer ohne staatliche Genehmigung durchbrochen wurde. Infolge des Polizeieinsatzes wurde dem evangelischen Vikar in Libštát, Petr Brodský, die staatliche Genehmigung aberkannt.[21]

Der Brief, den die Pfarrer ohne staatliche Genehmigung Jan Dus, Alfred Kocáb, Jan Šimsa und Jakub Trojan am 27. April 1975 an die Föderalversammlung, die Regierung der ČSSR und das Präsidium des Zentralkomitees der KSČ schickten, machte auf die systematischen Verstöße gegen Gesetze und Vorschriften im Bereich der Beziehungen zwischen Staat und Kirche aufmerksam: der administrative Druck, das kirchliche Leben weiter zu begrenzen, wächst, die Gesetze werden rigide angewendet, die Kinder- und Jugendarbeit wird eingeschränkt, Bildungsveranstaltungen können nur sporadisch stattfinden, die Verlagstätigkeit der Kirche wird durch die Behörden beschränkt, die Zahl der Theologiestudenten wird künstlich reguliert, die Eltern werden mit verschiedenen Sanktionen konfrontiert, weil sie ihre Kinder zum Religionsunterricht angemeldet haben usw. Der Brief warnt vor den Folgen eines solchen Umgangs mit den Kirchen: „Wir bitten Sie, noch einmal alle Folgen einer solchen Verfahrensweise abzuwägen. Zweifellos werden die bewusstesten Christen den Weg der Treue zu Christus auch um den Preis wählen, dass sie dadurch in Konfliktsituationen geraten. Andere entscheiden sich für eine Existenz als heimliche Anhänger.“[22] Die staatlichen Eingriffe im Bereich der religiösen Freiheit könnten den sozialen Frieden in der Gesellschaft stören und eine Delegitimierung der ideologischen Ziele der staatlichen Politik unter der Führung der kommunistischen Partei nach sich ziehen.

Über die entstandene Situation gab es wiederholt Verhandlungen mit Vertretern des Synodalrats, der auf die nachdrückliche Aufforderung des Sekretariats für Kirchenfragen hin im Juni 1975 seinen Standpunkt zum Brief der Pfarrer formulierte. Das Dokument, das aus dieser Debatte hervorging, identifiziert sich zum größten Teil inhaltlich mit den Pfarrern, betont aber, dass die Kirchenleitung die Einwände und die Kritik dezenter und vorsichtiger formuliert hätte. Es sagt aber auch offen, dass der Kern des Briefes der Pfarrer der Wahrheit entspreche und berechtigt sei.25

Die Hochschullehrer der Fakultät beschäftigten sich bei ihren Beratungen auch mit den Ereignissen von Libštát und mit dem Brief der Pfarrer, so geschehen bei der außerordentlichen Sitzung des Fakultätsrats und des Lehrerkollegiums am 6. Mai 1975, an der auch Synodalsenior Václav Kejř teilnahm. Der Anlass für die außerordentliche Sitzung war, dass Dekan Molnár zusammen mit Prodekan Bič an einer großen Beratung beim Sekretariat für Kirchenfragen teilgenommen hatte, bei der dessen Leitung, die Bezirkssekretäre für Kirchenfragen und der Synodalrat anwesend waren. Bei dieser Beratung warf der Direktor des Sekretariats für Kirchenfragen Jelínek den Vertretern der Kirche und der Fakultät vor, dass die Gruppierung „Neue Orientierung“ trotz einiger „positiver“ Veränderungen in der EKBB nach wie vor einen deutlichen Einfluss habe. Es muss hinzugefügt werden, dass für das Sekretariat für Kirchenfragen und andere Organe des Regimes alle, die sich in irgendeiner Weise kritisch zu den Standpunkten der Kirchenleitung (und der Fakultätsleitung) äußerten, unter die Chiffre „Neue Orientierung“ gerechnet wurden, unabhängig davon, ob sie tatsächlich an den Debatten und der Arbeit dieser losen Gruppierung beteiligt waren, deren Programm in einer zivilen Interpretation des Evangeliums bestand. Dem Sekretariat für Kirchenfragen zufolge hatte die Neue Orientierung nach wie vor eine „Plattform“ in der Kirche. Bei der Sitzung verlangte der Direktor des Sekretariats von der Kirchenleitung und der Fakultät Maßnahmen, mit deren Hilfe man den Handlungsspielraum für die Neue Orientierung entschiedener einschränken konnte.

Bei der Sitzung des Fakultätsrats nannte Molnár zwei konkrete Beispiele für das Engagement der Neuen Orientierung: zum Ersten das Treffen der Pfarrer in Libštát (bei dem nicht nur Anhänger der theologischen Linie der Neuen Orientierung anwesend waren) und zum Zweiten den Brief, den die Pfarrer ohne staatliche Genehmigung Dus, Kocáb, Šimsa und Trojan an die staatlichen Organe geschickt hatten. Zu diesem Brief, der nicht direkt die Fakultät betraf, sondern eher die Kirche und den Bereich der staatlichen Kirchenpolitik, bezog der Fakultätsrat Stellung. Er erklärte, nicht damit einverstanden zu sein, „dass die Unterzeichnenden für die Kirche sprechen, was nicht der kirchlichen Ordnung der EKBB entspricht; den Brief hält er für eine unrichtige Einmischung in die laufenden Gespräche der Kirche mit den staatlichen Behörden.“[23] Dem Dekan zufolge ist dies ein Beispiel dafür, wie der „pädagogische Effekt unserer Arbeit durch Einflüsse von außen torpediert“[24] wird. In diesem Zusammenhang merkte der Dekan an, dass die Fakultät den Anmeldungen für das Studium nach zu urteilen „für einen bestimmten Typ von Menschen unabhängig von ihrer ursprünglichen kirchlichen Zugehörigkeit attraktiv“ ist.[25]

Anders als die oben erwähnten zusammenfassenden Berichte über die einzelnen Semester waren die Protokolle zu den Sitzungen des Fakultätsrats nicht ausschließlich für die staatlichen Organe bestimmt. Die Protokolle waren interne, amtliche Dokumente der Fakultät, die allerdings auch an das Sekretariat für Kirchenfragen geschickt wurden. Sie entstanden im Rahmen der Tätigkeit der Fakultätsgremien. Um besser verstehen zu können, was an der Fakultät vor sich ging, sind sie deshalb interessanter als die zusammenfassenden Berichte, deren Ziel es war, die Behörden davon zu überzeugen, dass die Fakultät auf einem guten Weg sei.

Die Nachwirkungen des Treffens von Libštát und des Briefes der Pfarrer brachten eine wichtige Veränderung mit sich. Obwohl sich die Fakultät als Teil der Kirche betrachtete und sich die einzelnen Professoren in verschiedenen Kommissionen und Ausschüssen der Kirche engagierten, befasste sie sich als Fakultät in der Regel nicht mit den Ereignissen in der Kirche. Sie äußerte sich nur, wenn ein Vorkommnis die Studierenden oder das Fakultätsleben betraf. Dieser Logik gemäß nahm die Fakultät 1974, als die Studierenden einen Brief verfassten, der sich auf die Vorgänge in der Kirche bezog, zu diesem Vorfall Stellung.

Dagegen entstand die Stellungnahme zu den Ereignissen in der Kirche, die der Fakultätsrat im Mai 1975 verfasste, nicht wegen eines Echos an der Fakultät. Libštát und der Brief der Pfarrer hatten nichts mit der Fakultät gemein. Trotzdem formulierte die Fakultät in Reaktion auf die Forderung des Sekretariats für Kirchenfragen, die Kirchenleitung und die Fakultät mögen gemeinsam eine Strategie zur Eindämmung der innerkirchlichen Opposition vorschlagen, ihren Standpunkt zu ausschließlich innerkirchlichen Vorgängen. Dieser im betreffenden Kontext vielleicht unauffällige Schritt liefert einen Teil der Antwort auf die Frage, warum sich die Fakultät als solche überhaupt als eine Instanz betrachtete, die berechtigt war, sich zu einem weiteren Brief an die Repräsentanten des Staates zu äußern – zum sog. „Brief der Einunddreißig“, den 31 Mitglieder der EKBB im Mai 1977 verfasst hatten. Spätestens zwei Jahre zuvor, im Mai 1975, hatten die Grenzen zwischen den Verantwortlichkeiten der Fakultät und der Kirche begonnen zu verschwimmen.

Der Prozess gegen Karásek

Das Gefühl, auf der Hut sein zu müssen, weil die Fakultät und die Kirche unter der genauen Beobachtung der staatlichen Organe standen, war bei den Leitungsgremien der beiden Institutionen offenbar groß. An der Fakultät wurde dies erneut im April des Jahres 1976 deutlich, einen Monat nachdem die Mitglieder der Band Plastic People of the Universe und zahlreiche Personen aus ihrem Umfeld festgenommen worden waren, einschließlich des evangelischen Pfarrers ohne staatliche Genehmigung Svatopluk Karásek. Im Rahmen der Abendgottesdienste, die Teil des homiletischen Seminars waren, predigte am 4. April Jana Mikolášková und für die Fürbitten waren Jan Tydlitát und Pavel Dvořáček zuständig. Während die Predigt wie üblich im Rahmen des Seminars, das Josef Smolík leitete, besprochen worden war, wurde das Fürbittgebet ganz den betreffenden Studenten überlassen.

In seinem Teil der Fürbitten betete Tydlitát für den inhaftierten „Karásek und seine Freunde“, die er mit den wegen ihrer Überzeugung Verfolgten in Verbindung brachte – „besonders in diesem Jahr, das zum Jahr der atheistischen Erziehung ausgerufen wurde“.[26] Der Fakultätsrat beschloss bei seiner Sitzung am 30. 4. 1976, dem Studenten für diesen „Auftritt“ eine zweijährige Studienunterbrechung aufzuerlegen, damit er seine „staatsbürgerliche Reife und seine verantwortungsbewusste Haltung unter Beweis stellt“.30

Es war nicht das erste Mal, dass Tydlitát die Fakultätsleitung gegen sich aufbrachte. Als Vertreter der evangelischen Jugend hatte er bei der Synode der EKBB im Januar 1976 vorgeschlagen, die Kirche solle Gespräche mit den staatlichen Organen über einen Wehrersatzdienst aufnehmen. Den Hintergrund für seinen Auftritt bildete der Fall des exmatrikulierten Studenten F. Matula, der sich in Untersuchungshaft befand, weil er sich geweigert hatte, den Wehrdienst anzutreten. Auch damals hatte die Fakultätsleitung eine Ermahnung gegen Tydlitát ausgesprochen, wobei der Dekan ihm vorwarf, dass er den Vorschlag nicht mit den Lehrenden der Universität konsultiert hatte.31 

Es waren wohl das Gefühl der allgegenwärtigen Aufsicht und die Angst vor den möglichen Folgen, die ein Vertuschen von Tydlitáts Fürbitte nach sich ziehen könnte, die den Lehrkörper der Fakultät dazu veranlassten, das Sekretariat für Kirchenfragen unverzüglich über das Fürbittgebet in der Salvatorkirche zu informieren. Zunächst erhielt der Dekan einen Bericht von Pavel Filipi, der beim Gottesdienst den Leiter des Seminars Josef Smolík vertrat, weil dieser bei einer Konferenz des Weltkirchenrats in Genf war. Molnár teilte die Information dann den anderen Professoren und dem Sekretariat für Kirchenfragen mit. Bezeichnend ist, dass die Bestrafung für das Fürbittgebet nicht vom Sekretariat für Kirchenfragen vorgeschlagen wurde, sondern laut Protokoll zur Sitzung des Fakultätsrats von Prof. Bič. Der Referent des Sekretariats für Kirchenfragen Josef Jung vermerkte am Rand des Protokolls: „Ausgezeichnet!“32 Ihn freute wahrscheinlich, dass seine Behörde die Strafe für dieses Vergehen nicht selbst durchsetzen musste, sondern dass die Fakultät die Angelegenheit in einer für das Sekretariat befriedigenden Weise allein regelte.

An der Fakultät hatte der Fall Tydlitát noch ein kleines Nachspiel. Einige Studierende distanzierten sich entschieden von der Fakultätsleitung und erwirkten ein Gespräch über die Situation mit dem Dekan. Das Gespräch mit Molnár führten in ihrem Namen die Studenten Michael Otřísal und Miloslav Vašina. Dem Bericht über das Gespräch zufolge äußerte sich Vašina besonders scharf. Beide betonten, das Fürbittgebet für Bedürftige sei für jeden Christen eine Pflicht. Sie warfen dem Lehrkörper vor, sich seit den Ereignissen von 1974 wie die verlängerte Hand der staatlichen Behörden zu verhalten, wodurch sie ihre Glaubwürdigkeit für die theologische Ausbildung verloren hätten.[27] Otřísal trat dann von seinem Amt als Studentenvertreter im Fakultätsrat zurück.

Im zusammenfassenden Bericht über das Sommersemester 1975/1976 konstatierte die Leitung, dass es überwiegend Studierende der EKBB seien, die ein Problem mit der Loyalität gegenüber den Professoren und mit der politischen Orientierung hatten. Bei ihnen seien „ein Hang zum Radikalismus, ein Gruppendruck das Denken betreffend und falsch verstandene Solidarität, Missachtung der Autorität einiger Professoren, einschließlich des Dekans, eine destruktive Kritik an der Fakultät und der Kirche als Institutionen u. Ä., offenbar unter dem Einfluss gewisser Kreise in der EKBB“ erkennbar.[28] Die pädagogische Strategie zeige bei diesen Studenten keine hinreichende Wirkung, u. a. weil die Fakultät nicht immer die Unterstützung der Leitung der EKBB habe. Der Fall Tydlitát veranlasse die Fakultät dazu, „ihre pädagogische Arbeit auch in staatsbürgerlicher Hinsicht zu intensivieren und zu verbessern.“[29] Die für diesen Jahrgang zuständigen Lehrkräfte sollten intensiver mit ihren Studenten arbeiten.

Die Fakultätsthesen von 1977: erste Version

Einer der Schritte, die das politische Profil der Studierenden verbessern sollten, wurde vom „Beratenden Gremium des Fakultätsrats für die Ausbildung von Theologen“ festgelegt, dem Mitglieder des Fakultätsrats und Vertreter der einzelnen Kirchen angehörten. Der Bericht über das Wintersemester 1976/1977, der diese Neuigkeit erwähnt, stellt allerdings etwas pessimistisch fest, dass die Maßnahmen der Leitung bei einigen Studierenden keine Wirkung zeigten. „Wenn auch die Mehrheit der Studenten loyal ist, sind sie doch staatsbürgerlich passiv und bieten so radikalen Kreisen der EKBB indirekt die Möglichkeit, von außen Einfluss zu nehmen.“[30] Dem Bericht vom 2. 3. 1977 zufolge rief die Charta 77 „bei den meisten Studenten keine politisch unangemessene, unerwünschte Reaktion“ hervor. Optimistischer war da schon der nächste Bericht der Fakultätsleitung über den Verlauf des Sommersemesters 1976/1977. Er stand kirchenpolitisch im Zeichen der Charta und des Briefes der 31 EKBB-Mitglieder, der detailliert die Verstöße gegen die Religionsfreiheit in der Tschechischen Sozialistischen Republik untersuchte (mitunter auch „Evangelische Charta“ genannt). Diese Petition stand in der Tradition mehrerer Memoranden aus den 60er Jahren, in denen die Kirche Verstöße gegen die Religionsfreiheit aufzählte und forderte, Abhilfe zu schaffen. Die Stellungnahme der 31 EKBB-Mitglieder fand bei der Kirchenleitung keine freundliche Aufnahme. Im Gegenteil, die Kirchenleitung distanzierte sich in einer Situation, in der die staatlichen Behörden großen Druck auf sie ausübten, dass sie sich der Charta 77 und dem „Brief der Einunddreißig“ klarer entgegenstellen solle, sehr entschieden von diesem Brief und seinen Unterzeichnern. Sie beschuldigte diese, die guten Beziehungen zum Staat zu gefährden, und erteilte den Pfarrern unter ihnen einen Verweis wegen Missachtung der Kirchenleitung.

Die Ereignisse führten natürlich in der Kirche und an der Fakultät zu erheblichen Spannungen. Die Fakultätsleitung war allerdings der Meinung, sie habe unter den Studierenden die Dinge unter Kontrolle. Das Protokoll zur Sitzung des Fakultätsrats am 24. 11. 1977 konstatierte mit einer gewissen Erleichterung, dass die Veröffentlichung der Charta an der Fakultät kein größeres Aufsehen erregt habe. „Dank der Intensivierung und Vertiefung des pädagogischen Einwirkens auf die Studenten gelang es dem Lehrerkollegium in erheblichem Maße, die Versuche einer Infiltration von außen abzuwehren (abklingendes Echo der ,Charta 77‘ und mehrere Eingaben von Gruppen und Einzelnen aus der EKBB). Dazu trug eindeutig der Standpunkt der Hochschullehrer bei, der in der Ablehnung der Charta und in den acht Thesen der Lehrenden der Fakultät (die für die Synodalvertretung vorbereitet wurden und auch für die Vorbereitung der XX. Synode bestimmt sind) zum Ausdruck gebracht wurde. Die Studenten waren für eine sachliche Argumentation zugänglich, krampfhafte unrealistische Ansichten und Standpunkte, die aus einer politischen Desorientierung folgten, haben abgenommen, auch ist die Autorität der Lehrenden bei einigen Studenten gestiegen und ein gewisses Verständnis für ihre theologisch begründeten staatsbürgerlichen Haltungen hat zugenommen.“[31]

Die Fakultätsleitung bringt also jene pädagogische Arbeit, die den Studierenden Orientierung in politischen Fragen geben soll, in Zusammenhang mit einem Dokument, das in Reaktion auf den Brief der 31 EKBB-Mitglieder entstanden war. Die acht Thesen vom Mai 1977 sind Teil dieser Strategie der Lehrenden, die es für ihre Aufgabe halten, sich in der Kirche zu engagieren, die sich ihrer Meinung nach in einer kritischen Situation befindet. Die Stimme der Fakultät sollte also Klarheit in den Zustand der Verwirrung bringen, der von den radikalen Stimmen in der EKBB herbeigeführt wurde. Wie aber war es dazu gekommen? Wie sind die acht Thesen der ETCF eigentlich unmittelbar entstanden?

Der erste erhaltene schriftliche Beleg zu den Fakultätsthesen ist auf den 19. Mai 1977 datiert, d. h. elf Tage nachdem die 31 Mitglieder der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder ein umfangreiches Dokument an die Föderalversammlung geschickt hatten. Es handelt sich offenbar um die erste Version der Thesen, die sich allerdings von der Endversion unterscheidet. Sie hat eine andere Einleitung und umfasst neun Thesen. Unterzeichnet ist sie mit „pf“, einer Abkürzung, die der praktische Theologe der Fakultät, Pavel Filipi, verwendete. Hier der vollständige Wortlaut:

„Derzeit erreichen die wiederholten Bemühungen einer Gruppe ihren Höhepunkt, die Kirche in den politischen Kampf für Dinge hineinzuziehen, die nicht zu ihrer eigentlichen Sendung gehören. Diese Gruppe hatte allerdings nie den Auftrag, im Namen der gesamten Kirche zu sprechen, im letzten Fall nicht einmal den Auftrag von all jenen, denen sie angeblich eine Stimme geben will.

Wir sind davon überzeugt, dass es nicht um eine administrative oder disziplinarische Auseinandersetzung geht, sondern um eine dogmatische. (Deshalb kann sie weder der Synodalrat noch die Synodalvertretung autoritär lösen, sondern allein die Synode. Zudem gibt es keine wirksamen administrativen oder disziplinarischen Mittel, um die Situation zu klären.)

Es geht um die Auslegung des Bekenntnisses der Kirche. Die Fragen konzentrieren sich auf drei Themenkreise: 1) Was ist die Kirche? 2) Wie ist der theologische Blick auf die Situation, in der wir leben? 3) Was sind die spezifischen Mittel für die Kommunikation der Kirche mit ihrem Umfeld?

  1. Ist die Kirche eine Korporation, die sich ausgehend von ihrem Recht – mit den üblichen Methoden – in der menschlichen Gesellschaft durchsetzen muss, oder ist die Kirche eine Gabe Gottes, die aus Christi Gnade und unter der Führung des Heiligen Geistes lebt? Im ersten Fall muss sich die Kirche aktiv an Machtkämpfen beteiligen und umso härter Fronten beziehen oder aufbauen, je härter die Konkurrenz ist. Im zweiten Fall muss sie auf Machtstützen verzichten.
  2. Unsere Situation ist in vielerlei Hinsicht neu. Ist das Zufall – oder das Ergebnis eines geschichtlichen Prozesses? Ein selbstkritischer Blick auf das geschichtliche Versagen des historischen Christentums ermöglicht ein wahrhaftigeres Lesen der Koordinaten unserer heutigen Situation. Nach alldem: Worauf haben wir noch Anspruch? Wir verbieten uns, nach den angeblich günstigeren Bedingungen zu schielen. Unsere Arbeit sollen wir hier verrichten und nirgendwo anders. Außerdem sind die Augen der Christen aus anderen Teilen der Welt auf uns gerichtet, die beobachten, wie das Experiment der christlichen Existenz in der sozialistischen Gesellschaft gelingt. Wenn wir unsere Aufgabe nicht mit der nötigen Verantwortung und Tiefgründigkeit angehen, bestätigen wir die irrige Annahme, dass die Kirche im Sozialismus nicht existieren kann, und enttäuschen die Hoffnungen vieler.
  3. Die vorrangige Sorge der Kirche sollte sein, dass die Botschaft, die sie übermittelt, nicht gegen etwas ausgetauscht werden kann, das sie nicht ist – ob in guter oder schlechter Absicht. Das setzt die permanente Berücksichtigung des Adressaten voraus, zu dem wir sprechen. Außerdem: Wir überbringen das Wort der Gnade, nicht der Bedrohung. Wir haben nicht die Möglichkeit, es jemandem aufzuzwingen und eine Sonderbehandlung zu verlangen. Jeder hat das Recht, uns aller möglichen Dinge zu verdächtigen. Erst die Art und Weise, in der wir auf die Verdächtigung reagieren, indem wir auch denen mit Liebe begegnen, die uns Unrecht tun, kann den Verdacht zerstreuen. Christus ruft die Kirche zur Stille. Dadurch und nicht durch ihre Lautstärke wird sie zum Ausdruck der neuen Schöpfung und zu einem echten Rätsel für ihre Beobachter. So viel zur Analyse.

Es wäre nötig, der Kirche (der Synode oder vorläufig zumindest der

Synodalvertretung) eine Serie von Thesen vorzulegen, damit sie eine klare Entscheidung treffen kann. Diese Thesen sollten nach folgendem Schema abgefasst werden: Wir bekennen – wir lehnen ab.

  1. Wir glauben, dass wir in der Gemeinschaft der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder Anteil an der allgemeinen Kirche Christi haben. Diese entstand aus dem gnädigen Willen Gottes, sie lebt aus der Gerechtigkeit Christi und fügt sich der Führung seines Geistes. Wir bekennen, dass Gottes Macht, die sich in der Auferstehung Jesu Christi erwiesen hat, ein ausreichender Rückhalt in allen Prüfungen ist, und wir vertrauen auf Gottes Treue, dass er sein Volk bis zum letzten Tag bewahrt. – Wir lehnen die Meinung ab, dass die Kirche nur eine menschliche Vereinigung oder sittliche Bewegung ist, deren Existenz durch die Ziele gerechtfertigt wird, die sie sich setzt, und die sich in Konkurrenz zu anderen Vereinigungen und Bewegungen mit den üblichen Methoden durchsetzen muss.
  2. Wir glauben, dass uns Gott, der HERR, als sein Volk auf dieser Erde, an diesem Ort, in dieser Situation haben will. Hier sollen wir unsere Mission erfüllen und nicht nach scheinbar günstigeren Bedingungen schielen. – Wir lehnen die Meinung ab, die offen oder verdeckt geäußert wird, dass die Kirche unter sozialistischen Bedingungen nicht existieren kann usw.
  3. Wir glauben, dass Jesus Christus für alle Menschen gestorben und auferstanden ist. Deshalb wollen wir allen ohne Unterschied Gottes Liebe und die neue Schöpfung in Christus verkünden. Soweit es an uns ist, wollen wir das öffentlich tun und uns hinter nichts verstecken. Uns ist daran gelegen, dass unsere Versammlungen für alle offen sind. – Wir lehnen Versuche ab, die Kirche in die Illegalität zu drängen. Wir wissen zwar, dass die Kirche in extremen Situationen auch ,in Katakomben‘ existieren konnte. Es ist jedoch nicht an uns, diese Situationen herbeizuführen und so die falsche Vorstellung zu wecken, dass das Evangelium und das Glaubensleben abseitige Dinge sind, die verheimlicht werden müssen.
  4. Wir glauben, dass das Evangelium die Antwort auf die tiefsten menschlichen Fragen gibt. Deshalb ist uns daran gelegen, dass die Zeugnisse und Standpunkte der Kirche möglichst klar verständlich sind, dass sie, wenn möglich, nicht als Zeugnis von etwas anderem aufgefasst werden können. – Wir lehnen die Meinung ab, dass die Kirche in ihren Äußerungen auf die Situation, in der sie gehört werden, und auf die Adressaten, für die sie bestimmt sind, keine Rücksicht nehmen muss.
  5. Wer Christus angenommen hat, der hat auch die Ordnungen des neuen Lebens angenommen und verpflichtet sich, ihnen zu folgen. – Wir lehnen jedoch die Meinung ab, dass diese Regeln denen auferlegt werden können, die noch nicht an Jesus Christus glauben.
  6. Wir glauben, dass es Gottes Wille ist, dass die Kirche eine Gemeinschaft der Einheit und ein Bund des Friedens ist. – Wir lehnen es ab, in der Kirche der Ausübung von Druck und Intrigen Raum zu geben.
  7. Jesus Christus ruft seine Kirche zur Stille, die auch auf Unrecht mit Liebe antwortet. Nur so, seinem – stillen und demütigen – Beispiel folgend, wird sie zum Ausdruck der neuen Schöpfung und für ihre Umgebung zu einem wirklichen Rätsel. – Wir lehnen die Meinung ab, dass der Kirche in der Beziehung zu ihrem Umfeld, besonders wenn es ihr nicht gewogen ist, alles erlaubt sei.
  8. Wir glauben, dass die Kirche auch in ungewöhnlichen, schwierigen Situationen, in Prüfungen und unter dem Kreuz, Eigentum ihres Herrn bleibt.

Die Hoffnung, dass die Kirche Christi bewahrt bleibt und dass auch ihr Umfeld erkennt, dass sie keine Feindin der Menschheit ist, stützen wir allein auf die Auferstehung Christi. – Wir lehnen die Meinung ab, dass die Kirche für sich eine Sonderbehandlung erzwingen und aus einer Machtposition heraus Maßnahmen für ihre Erhaltung ergreifen muss.

  1. Die Kirche schreitet als Gemeinschaft von Pilgern durch die Geschichte. Das Reich Gottes ist für sie Gegenstand ihrer Hoffnung und ihrer Gebete. – Wir lehnen die Meinung ab, dass das Reich Gottes mit einer bestimmten Gesellschaftsordnung, z. B. mit dem Modell der Humanitätsdemokratie, identisch ist.

19. 5. 77 pf“[32]Die Fakultätsthesen von 1977: zweite Version

Die Version, die der Synodalrat Anfang Juni 1977 zusammen mit anderen Schriftstücken zum „Brief der Einunddreißig“ abschickte, ist auf den 24. Mai 1977 datiert. Sie hat vor allem eine andere Einleitung, wodurch die Gesamtaussage der Thesen erheblich radikalisiert wird:

„Derzeit sind wir Zeugen der augenfälligen konkreten Folgen des mehrjährigen Bestrebens, die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder in einen politischen Kampf für Positionen hineinzuziehen, die keine theologische Berechtigung haben und die sozialistisch-gesellschaftlichen und politischen Bedingungen negieren, in denen wir leben und an deren Gestaltung wir uns beteiligen möchten. Die sozialistische Bewegung verstehen wir als Ausdruck der menschlichen Sehnsucht nach Freiheit und sozialer Gerechtigkeit. Wir sind dankbar für alles, was in unserem Land in dieser Richtung erreicht wurde. Unserer Meinung nach ist die sozialistische Gesellschaftsordnung die angemessenste Form, wie die Grundprobleme des geschichtlichen Weges der Menschheit bewältigt werden können. Aufgrund unseres Glaubens und auch aus den genannten Gründen betrachten wir diese sozialistische Gesellschaft als einen Raum, in dem wir ohne unlautere Absichten unsere Arbeit verrichten sollen. Jeder Gedanke daran, dass damit zu rechnen ist, dass die sozialistische Ordnung etwas Provisorisches ist, schwächt uns in geistlicher Hinsicht und hemmt unsere schöpferische Tätigkeit.

Die Hochschullehrer der Evangelisch-Theologischen Comenius-Fakultät halten es in Anknüpfung an ihre früheren theologischen Erklärungen zur Situation der Kirche angesichts des Ernstes der Situation für nötig, dass die Kirche in den grundlegenden Fragen ihrer Ausrichtung eine klare Entscheidung trifft. Sie fassen deshalb ihren Standpunkt in acht Thesen zusammen, mit denen sie, wenn auch noch in vorläufigen Formulierungen, die Themenkreise darlegen, zu denen die Kirche eindeutig Stellung beziehen sollte.

Die Thesen heben die aktuellsten Aspekte unserer Bekenntnistradition hervor und lehnen gleichzeitig die wichtigsten theologisch falschen programmatischen Appelle ab, die uns in den aufgrund unseres Glaubens zu treffenden Entscheidungen beirren.“ Im Vergleich zur ursprünglichen Version ist die Sprache der neuen Einleitung deutlich politischer. Die erste Version thematisierte als wichtigstes theologisches Streitthema der Kirche ihre Beziehung zur Gesellschaft und zur staatlichen Ordnung. Sie verteidigte ein etwas vereinfachtes Bild von einer Kirche ohne Macht, die keine anderen Instrumente hat als das bloße Wort, um ihre Botschaft zum Ausdruck zu bringen. Dieses Bild geht von der Vorstellung der nachkonstantinischen Kirche aus (im Hintergrund steht die Theologie J. L. Hromádkas), die keinen machtpolitischen Rückhalt hat und deshalb wahrhaftiger ist und der apostolischen Kirche der ersten beiden Jahrhunderte nach Christus näher steht. Aus dieser Position ergeben sich zwar auch politische Standpunkte, wie zum Beispiel die Ansicht, dass es der Kirche im Realsozialismus, der sie um ihre Macht gebracht hat, gut oder sogar besser geht. Im Fokus dieser Analyse steht aber nach wie vor die Kirche und ihre Stellung im politischen Geschehen.

Gegenstand der neuen Einleitung ist in erster Linie die sozialistische Ordnung in der Tschechoslowakei und ihre Legitimität. Nicht allein, dass sie den Sozialismus als bestehendes politisches System bzw. Ideologie fünfmal erwähnt, sie verteidigt diese Ideologie („angemessenste Form“) und den Umstand, dass sich die Kirche in dem auf ihr beruhenden Regime frei und voll entfalten kann, auch sehr entschieden. Die Kirche oder die Theologie haben weder das Recht noch einen Grund, den Anspruch anzuzweifeln, den das Regime auf die Führungsrolle in der Gesellschaft erhebt. Statt die Legitimität des Staates und der Politik nach theologischen Kriterien zu bewerten, beurteilt das Dokument der Theologieprofessoren die Legitimität theologischer Argumente nach politischen Kriterien.

Weitere Veränderungen in der Endversion des Dokuments betrafen die einzelnen Thesen. Insgesamt blieb der Kern des ursprünglichen Entwurfs erhalten, aber es ist eine Tendenz zur Radikalisierung und Vereinfachung erkennbar. Wie bei den meisten Thesen entfiel auch bei den ersten beiden das theologische „Wir glauben“ und es blieb die Feststellung, dass die EKBB „Anteil an der allgemeinen Kirche Christi“ hat und dass Gott uns dort haben will, wo wir sind. In der 3. These tauchte eine Wendung auf, die die Verurteilung der vermeintlichen Opponenten (also derer, die den „Brief der Einunddreißig“ unterzeichnet hatten) verschärfen sollte. These 4 wurde im negierenden Teil stärker mit dem „geschichtlichen“ Kontext verknüpft, in dem die Kirche lebt.

Der größte Eingriff betraf die ursprüngliche 9. These, die ganz gestrichen wurde. Sie beinhaltete Hromádkas Formulierung über die Kirche als „Gemeinschaft von Pilgern“, deren Stoßrichtung vor allem die Ablehnung der Auffassung ist, dass das Reich Gottes mit einer bestimmten politischen Ordnung der Gesellschaft identifizierbar wäre. Was die Gesamtaussage der Thesen angeht, hätte dieser Satz in der zweiten Version der Thesen den politischen Charakter des Dokuments aufgeweicht.

Die Autorschaft der Fakultätsthesen

Es ist nicht klar, welche Schritte und Argumente von der ursprünglichen, theologischeren Version zur politischeren Endversion geführt haben. Pavel Filipi zufolge hatte er die ursprüngliche Version als Diskussionsgrundlage für die Professoren mit an die Fakultät gebracht. Zu einer Debatte kam es jedoch nicht. Stattdessen nahm der Dekan der Fakultät, Amedeo Molnár, das Dokument an sich und gab es dann als Stellungnahme der Fakultät zur Krise nach der Veröffentlichung des „Briefes der Einunddreißig“ weiter.39 In diesem Falle würde Molnár hinter der Bearbeitung des ursprünglichen Dokuments stehen.

Anders lautet dagegen die Version von Jaroslav Ondra, Philosophieprofessor an der Comenius-Fakultät, der auf Bitten des Synodalrats Vorsitzender einer „Schlichtungskommission“ wurde, die untersuchen sollte, wer für den „Brief der Einunddreißig“ verantwortlich war, und entsprechende disziplinarische Maßnahmen vorschlagen sollte. In einem umfangreichen Brief von Ende September 1977, in dem er die Arbeitsschritte und Ergebnisse der Kommission zusammenfasst, erwähnt er auch die Fakultätsthesen, die ihm zufolge von der theologischen Beratungsabteilung des Synodalrats überarbeitet worden waren. „Ich hoffe auch, dass sich der Synodalrat die Thesen der Comenius-Fakultät zu eigen machen kann, die von der theologischen Beratungsabteilung gebilligt und mit einer neuen Einleitung versehen wurden. Wenn der Synodalrat diese Thesen beschließen und der Synode vorlegen kann, damit sie sich zu ihnen als einer möglichen Linie für die Zeit nach der Synode äußert, dann bin ich sicher, dass es in einem längerfristigen Prozess gelingen kann, der Gefahr einer Spaltung unserer Kirche wirksamer zu begegnen und die innere Einheit der Kirche zu wahren.“[33]

Der Bericht, den der Synodalrat über die Tätigkeit seiner Beratungsabteilungen für die Synode verfasste, die im Oktober 1977 stattfand, erwähnt tatsächlich eine Debatte über die Thesen. Demzufolge schloss sich die Beratungsabteilung den Thesen an, die zwar in der Situation nach dem „Brief der Einunddreißig“ entstanden, aber „eine Antwort auf die langwierige Krise unserer Kirche“ darstellten, „die in diesen Tagen lediglich auf seltsame Weise kulminierte.“ In vollzähliger Besetzung beschäftigte sich die Beratungsabteilung angeblich erst vier Monate später mit den Thesen, wobei sie erneut bekundete, dass „sie sich voll hinter die Erklärung der Lehrenden der Fakultät stellt. Sie sieht darin einen ernsthaften Versuch, die Kirche theologisch an ihren Platz und ihre Bestimmung zu erinnern, die nach dem Zeugnis der Schrift vom HERRN gegeben sind.“ Die Beratungsabteilung verteidigte auch die dogmatische Form der Thesen, in der sich die ernsthaften Befürchtungen der Fakultätsprofessoren angesichts der Vorgänge in der Kirche ausdrücken. „Wenn die Hochschullehrer der Fakultät so weit gegangen sind, bestimmte Ansichten und Einstellungen ausdrücklich als unrichtig abzulehnen, wollen sie damit vor einer falschen Richtung warnen, auf die einige Initiativen unausgesprochen, oft auch unwillkürlich, aber doch wahrnehmbar zusteuern. In der Erklärung geht es nicht um ein neues Bekenntnis des christlichen Glaubens in seiner ganzen Spannweite (...); Gegenstand der Aufmerksamkeit sind lediglich strittige Punkte, in denen sich unsere innere Uneinigkeit widerspiegelt.“[34] Ähnlich wie das Begleitschreiben des Synodalrats 39Pavel Filipi im Gespräch mit dem Autor, 9. 6. 2007.

und der Brief von J. N. Ondra bringt der Bericht die Thesen mit dem Elaborat „Das Volk Christi und sein Weg“ in Zusammenhang, das die Beratungsabteilung für die Synode im Oktober 1977 erarbeitet hatte. Es sagt nichts Neues, sondern ist lediglich eine Art Konkretisierung der Grundgedanken dieses Dokuments. Umso einfacher war es für die Beratungsabteilung, sich als Autor des Elaborats mit den Thesen zu identifizieren, die auf dem Elaborat beruhten.

Der Bericht für die Synode bestätigt und korrigiert einige Aussagen von J. N. Ondra. Das Wichtigste ist, dass er den Anschluss der Beratungsabteilung als Organ des Synodalrats an die Fakultätsthesen bestätigt. Auf der Ebene der Akteure ist das keine Überraschung, denn alle Lehrenden der Fakultät waren auch Mitglieder der Beratungsabteilung (Vorsitzender war Dekan Molnár). Auf der institutionellen Ebene ist diese Tatsache jedoch sehr wichtig. Die Thesen, die als Fakultätsthesen bezeichnet wurden, waren nicht nur Thesen der Fakultät, sondern dadurch, dass ihre Entstehung von der theologischen Beratungsabteilung befürwortet wurde, gleichzeitig auch Kirchenthesen. Es war übrigens der Synodalrat, der sie innerhalb der Kirche verschickte und öffentlich machte.

Gleichzeitig bestätigt der Bericht jedoch nicht, dass die Beratungsabteilung hinter der neuen Einleitung stand. Er belässt die Autorschaft eher bei der Fakultät. Es gibt keine Belege dafür, dass vor dem 24. Mai 1977 eine Sitzung der Beratungsabteilung stattfand und es ist auch kein Protokoll zu einer Besprechung erhalten, bei der es um die Thesen ging. Es stellt sich also als wahrscheinlich dar, dass hinter der Endversion der Fakultätsthesen die stehen, die sich vonseiten der Fakultät offenkundig am meisten im Geschehen rund um den „Brief der Einunddreißig“ engagierten, d. h. das Zweigespann Jaroslav Ondra und Amedeo Molnár. Autor der Einleitung der Endversion ist vermutlich Ondra.42

Echo

Die Thesen führten in der Kirche zu relativ umfangreichen Debatten. Der Bericht über die Tätigkeit der Beratungsabteilung erwähnt positive und negative Reaktionen, aber die Archive zeugen eher von einer negativen Resonanz. Das Protokoll zur Sitzung des Fakultätsrats vom 28. 6. 1977 spricht von einem „positiven und weniger positiven Echo“ in der Kirche.43 Der Rat verhandelte auch darüber, wie man auf den Antrag Jan Šimsas reagieren sollte, dem die Thesen zugeschickt wurden, aber, wie er antwortete, ohne die einführende theologische Abhandlung für die Synodalvertretung. Die Fakultät antwortete ihm, dass es keine weitere theologische Analyse gebe, und stellte gleichzeitig fest, es handele sich nicht um Filipis Thesen, sondern es würden sich alle Professoren zur Autorschaft bekennen.44 Erneut gab es Bedarf, „intensiver Scharfe Kritik äußerte auch die Philosophin Božena Komárková, die im Text Difficile est das Verhalten der Kirchen- und Fakultätsleitung eingehend analysierte. Sie gefährde die Brüder, die die Charta 77 oder den „Brief der Einunddreißig“ unterzeichnet haben, indem sie diese des Ungehorsams bezichtigt. In ihrem Konflikt mit dem Staat, der viele von ihnen die Genehmigung für den geistlichen Dienst gekostet habe, blieben sie nun ohne kirchlichen Rückhalt. Die Thesen der Fakultät seien ein weiterer Schritt auf diesem Weg. Es sei „unerhört“, wie sie die Brüder denunzierten, die die erwähnten Dokumente unterzeichnet hatten, indem sie ihnen Behauptungen und Meinungen in den Mund legten, die sie nicht verträten. „Diese falschen Anfeindungen sind unter den heutigen Bedingungen eine direkte Aufforderung an die Staatspolizei, die bisherigen oder künftigen Opfer ihrer Missgunst weiter zu verfolgen.“[35] Die Thesen, die „in der Art des Tridentinischen Konzils eine Reihe von Anathemata gegen Häresien enthalten, die zumeist nur in den Köpfen der Autoren der Dokumente existieren“, wurden letztendlich nicht einmal von der Synodalvertretung bestätigt, für die sie zunächst bestimmt waren.

Die Thesen wurden später übersetzt und in mehreren westlichen Ländern veröffentlicht. Sie erschienen auf Deutsch in der thematischen Nummer der Zeitschrift Glaube in der 2. Welt, wo sie sowohl vom „Brief der Einunddreißig“ als auch von den Reaktionen Božena Komárkovás und Miloš Rejchrts begleitet wurden.[36] In derselben Konstellation wurden sie auch in der niederländischen Zeitschrift In de Waagschaal abgedruckt.[37] Die amerikanische Zeitschrift Religion in Communist Dominated Areas (unter der Leitung von B. Hrubý) widmete der Situation in der EKBB im Zusammenhang mit der Charta 77 und dem „Brief der Einunddreißig“ eingehende Aufmerksamkeit, die Thesen selbst wurden aber nicht aufgeführt.[38]

Schlusswort

Auch nach 1989 tritt das Thema Fakultätsthesen mit verlässlicher Regelmäßigkeit immer wieder auf den Plan. An der Evangelisch-Theologischen Fakultät (ETF) fanden im Rahmen der Rehabilitierung exmatrikulierter Studenten und nach der Berufung neuer Hochschullehrer an die Fakultät, von denen einige den „Brief der Einunddreißig“ unterschrieben hatten, zwei Gespräche über die Fakultätsthesen statt. Es nahmen sowohl diejenigen teil, die sich 1977 zur Autorschaft der Thesen bekannt hatten, als auch die, gegen die sie gerichtet waren. Der Hauptpunkt, auf den sie sich einigten, war, dass die Thesen im Kontext des Jahres 1977 als Parallele zur Erklärung der Kulturschaffenden, der sog. Anticharta, verstanden werden mussten. Aus der kurzen Information über die Gespräche geht hervor, dass sich die Hochschullehrer der Fakultät nach den Veränderungen des Jahres 1989 nicht auf eine Bewertung der Fakultätsthesen einigen konnten.[39] Martin Prudký zufolge betrafen die Gespräche auch die Entstehung, den Kontext und den Sinn der Thesen.[40] Die Fakultät distanzierte sich somit nicht von ihnen und entschuldigte sich nicht dafür, auf welche Weise und womit sie sich in den Konflikt zwischen einigen Geistlichen und der Kirchenleitung im Jahr 1977 eingeschaltet hatte.

Als die Fakultät 1995 ein Symposium über die tschechische Theologie am Ende des 20. Jahrhunderts organisierte, nutzten mehrere Lehrende der Fakultät die Gelegenheit für einen Rückblick auf die vergangenen Jahre. Vor allem Josef Smolík brachte sein Bedauern darüber zum Ausdruck, dass die Fakultät in der Zeit der „Normalisierung“ nicht in der Lage war, die Angst abzuschütteln, die hinter vielen Schritten, Dokumenten und Erklärungen stand. Einen der Gründe, warum die Hochschullehrer der Fakultät die kommunistische politische Realität mit Erklärungen wie den Thesen verteidigten, sah Smolík in einer gewissen Verblendung angesichts des „großen Traums“ von der Anziehungskraft des Sozialismus, der ihm von J. L. Hromádka vermittelt worden war.53 Auch Smolík bestätigte also, dass die Thesen ein Beleg für das Versagen der Lehrenden der Fakultät und den Missbrauch der Theologie zu anderen Zwecken waren.

Zuletzt wurde das Thema Fakultätsthesen in den Jahren 2008 und 2009 nachdrücklich zur Sprache gebracht, als die Zeitschrift Protestant ein Gespräch mit Miloslav Vašina veröffentlichte.[41] Vašina nahm Anstoß daran, dass sich die Fakultät nie explizit von ihren Thesen von 1977 distanzierte. Die Leitung des Vereins evangelischer Prediger (SpEK) identifizierte sich mit dieser Forderung und richtete sie an die Fakultätsleitung. Die Fakultät antwortete, dass die Thesen „nicht dem Standpunkt der heutigen ETF UK entsprechen.“[42] Der Dekan der Fakultät Martin Prudký sprach beim nächsten Kurs des SpEK im März 2009 über die Frage der Kontinuität und Diskontinuität der Fakultät vor und nach der Wende. Die Frage der Thesen stellte er in den Kontext der Problematik, wie und worin die Fakultät an ihre Vergangenheit anknüpfe und worin sie die Kontinuität unterbrochen habe. Dies geschah seiner Meinung nach dadurch, dass 1990 Rehabilitierungen stattfanden und sich die Fakultät für ihr politisch bedingtes Versagen entschuldigte. Gleichzeitig konnte sie die theologische Tradition fortsetzen, die sich als tragfähig erwies. Prudký lehnte eine explizite Entschuldigung der Fakultät für die Thesen ab. Sein Hauptargument war, dass die Fakultät auch dank der in den 90er Jahren angestellten Reflexionen große Veränderungen durchlaufen habe. Die Forderung nach einer Entschuldigung ignoriere seiner Ansicht nach diese Tatsache. „Als seien die Fakultät des Jahres 1977, die Standpunkte der damaligen Hochschullehrer, die ihre Thesen verkündeten, und die Fakultät von heute, ihr Lehrerkollegium und die Standpunkte der heutigen Hochschullehrer nicht unterscheidbar, unverändert. Als hätte nie jemand von den Repräsentanten der Fakultät laut einen Positionswechsel, eine Distanzierung, eine andere Haltung (um nicht zu sagen eine Entschuldigung oder Buße) zum Ausdruck gebracht; als würde die Fakultät nicht schon neunzehn Jahre andere Wege gehen.“[43]

Die Fakultät verpasste in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts den richtigen Moment, um sich nachhaltig von den Thesen der Hochschullehrer der Fakultät aus dem Jahr 1977 zu distanzieren. Die Entschuldigung bei denen, die aus politischen Gründen zeitweise oder dauerhaft exmatrikuliert wurden, war eine Entschuldigung für die Verwendungsweise bestimmter theologischer Standpunkte, keine Entschuldigung für die Standpunkte als solche. Die Repräsentanten der Fakultät bezogen zwar nach 1989 kritisch und negativ zu ihnen Stellung, doch bedeutet das noch nicht, dass sich die Evangelisch-Theologische Fakultät als verantwortliche Institution für die Thesen entschuldigte, die ihre Vorgängerin, die Evangelisch-Theologische ComeniusFakultät, formuliert hatte.

Wir sollten allerdings in Betracht ziehen, dass die Thesen kein einmaliges Ereignis waren, sondern die Konsequenz des zuvor Geschehenen. Aus dieser Studie wird deutlich, dass die Fakultätsthesen das Ergebnis eines langfristigen Prozesses waren, der nach der Besetzung der Tschechoslowakei im August 1968 begann. Die tief verwurzelte Tradition, am öffentlichen Geschehen Anteil zu nehmen und sich zu wichtigen Themen des politischen und öffentlichen Lebens zu äußern, gehört seit dem Ende des 19. Jahrhunderts zum tschechischen Mainstreamprotestantismus dazu. Die EKBB war Teil der ökumenisch-theologischen Strömung, die es für eine Aufgabe der Kirche hielt, ihre Verantwortung für das öffentliche Leben zum Ausdruck zu bringen und deshalb Erklärungen zu aktuellen gesellschaftlichen Fragen abzugeben.

Seit 1972 ist deutlich, dass sich die Lehrenden der Fakultät in zunehmendem Maße für die theologischen und staatsbürgerlich-politischen Ansichten der Studierenden verantwortlich fühlten. In dem Bemühen, Konflikte mit den staatlichen Organen zu vermeiden, die organisatorische Integrität der Fakultät zu wahren und (manche) Studierende zu schützen, ergriffen sie unter dem Deckmantel des „pädagogischen Einwirkens auf die Studierenden“ verschiedene Maßnahmen, die den Eindruck erwecken sollten, dass die Lehrenden die Situation an der Fakultät unter Kontrolle hatten. In dieser mentalen Verfassung entstand die Erklärung von 1974, die auffällige inhaltliche und formale Parallelen zu den Fakultätsthesen von 1977 aufweist. Sich für die Thesen von 1977 zu entschuldigen, würde bedeuten, sich auch für das Dokument von 1974 und für den Umgang mit den Studierenden zu entschuldigen, der in der Erklärung und den Thesen einen greifbaren Ausdruck fand.

Zudem waren die Fakultätsthesen, wie aus dieser Studie hervorgeht, nicht nur Thesen der Fakultät, sondern auch der Kirche. Die theologische Beratungsabteilung des Synodalrats identifizierte sich mit ihnen und machte sie sich de facto zu eigen, der Synodalrat brachte sie in der Kirche in Umlauf. Dadurch hörten die Thesen auf, reine Fakultätsthesen zu sein und wurden Teil der Schritte, die der Synodalrat 1977 im Umgang mit jenen einleitete, die öffentlich eine andere Meinung zur Beziehung zwischen Kirche und Staat geäußert hatten.

Aus dieser Studie folgt eine gewisse Rehabilitierung von Professor Pavel Filipi, der in der Regel als Hauptautor der Thesen angesehen wird. Filipi steht tatsächlich hinter der ersten Version der Thesen, die aber durch eine andere Einleitung und die 9. These eine andere Gesamtaussage haben. Die vom Synodalrat veröffentlichte Endversion, die durch die neue Einleitung und einige Eingriffe in den Text eine pervertierte Hromádka’sche Theologie verkörpert, stammt offenbar nicht aus seiner Feder.

Die Fakultätsthesen von 1977 als solche stellen eines der problematischsten theologischen Dokumente aus der Zeit der Diktatur der KSČ dar. Nicht allein, dass die Lehrenden der Fakultät ihren vermeintlichen Opponenten Ansichten in den Mund legten, die diese nicht vertraten, und aus ihnen theologische Karikaturen machten, statt sie ernst zu nehmen. Ihnen musste auch bewusst sein, dass die Thesen im Kontext der politischen Ereignisse in der Tschechoslowakei nur wie eine theologische und politische Verstoßung derer wirken konnten, die oft in politischer Hinsicht Opfer waren. Durch das Publizieren der Thesen verlor die Fakultät – und die Kirchenleitung – für lange Zeit die innere Legitimität, um der Kirche und der Theologie in den schwierigen Beziehungen zum Staat als Leitinstanz zu dienen.

 

[1] Nationalarchiv (NA), Bestand des Sekretariats für Kirchenfragen des Kulturministeriums der ČSR (SPVC MK ČSR), Karton 274, Gottesdienst in der Kirche St. Martin in der Mauer am 18. 1. 1970.

[2] Die Fakultätsleitung bestand aus dem Dekan und dem Prodekan (wobei das einflussreiche Amt des Sekretärs der Fakultät nicht vergessen werden darf, das in der betreffenden Zeit Dušan Čapek innehatte); im Fakultätsrat saßen alle Professoren der Fakultät, ein Studentenvertreter, ein Kirchenvertreter (in der Regel der Synodalsenior) sowie Vertreter des Sekretariats für Kirchenfragen.

[3] Beide Fälle sind im Bericht der Rehabilitierungskommission der Fakultät von 1990 beschrieben.

[4] Der gesamte Fall ist im Archivbestand des Sekretariats für Kirchenfragen relativ gut dokumentiert (NA, SPVC MK ČSR, K. 274, ETCF, Auftritt des Ensembles „Spirituál kvintet“ im Theologischen Hus-Seminar am 17. 1. 1972).

[5] NA, Bestand SPVC, Karton 276, Berichte über den Verlauf der einzelnen Semester an der Evangelisch-Theologischen Comenius-Fakultät (ETCF), 1972–1983, 1984, 1987, Bericht des SPVC über die Evangelisch-Theologische Comenius-Fakultät vom 29. 4. 1974.

[6] NA, Bestand SPVC, Karton 274, Akte der ETCF – Kontakt zum Sekretariat für Kirchenfragen, 1968–1976–1989, Brief von 22 Studenten der ETCF an das Kulturministerium der ČSR vom 28. 2. 1974.

[7] NA, Bestand SPVC, Karton 276, Berichte über den Verlauf der einzelnen Semester an der

[8] Ebd.

[9] NA, Bestand SPVC, Karton 274, ETCF, Sitzung des Fakultätsrats, Protokoll zur außerordentlichen Sitzung des Fakultätsrats und des Lehrerkollegiums am 14. 3. 1974, um 18 Uhr.

[10] NA, Bestand SPVC, Karton 274, KBF, Akte der ETCF – Kontakte zum SPVC, 1968-19761989, Bericht der vom Dekan und dem Fakultätsrat der CF mit der Untersuchung des Briefes der Hörer an das Kulturministerium und den Rat des Bezirkes Mittelböhmen beauftragten Kommission.

[11] Ebd.

[12] Ebd., Erklärung des Fakultätsrats der CF.

[13] NA, Bestand SPVC, Karton 274, ETCF, Sitzung des Fakultätsrats, Protokoll zur (außerordentlichen) Sitzung des Fakultätsrats und des Lehrerkollegiums der CF am 27. 3. 1974, um 13 Uhr.

[14] Ebd., Protokoll zur außerordentlichen Sitzung des Fakultätsrats und des Lehrerkollegiums der CF vom 19. 4. 1974, um 9 Uhr.

[15] NA, Bestand SPVC, Karton 276, Berichte über den Verlauf der einzelnen Semester an der ETCF, 1972–1983, 1984, 1987, Zusammenfassender Bericht über den Verlauf des Sommersemesters 1973/74 an der Ev.-Theol. Comenius-Fakultät, S. 2.

[16] Ebd., S. 3.

[17] NA, Bestand SPVC, Karton 276, Berichte über den Verlauf der einzelnen Semester an der ETCF, 1972–1983, 1984, 1987, Zusammenfassender Bericht über den Verlauf des Wintersemesters 1974/1975 an der Comenius-Fakultät, S. 2.

[18] Ebd., S. 4.

[19] NA, Bestand SPVC, Karton 276, Berichte über den Verlauf der einzelnen Semester an der ETCF, 1972–1983, 1984, 1987, Zusammenfassender Bericht über den Verlauf des Sommersemesters 1974/1975 an der Comenius-Fakultät, S. 4.

[20] NA, Bestand SPVC, Karton 205, die Akte enthält eine kurze Beschreibung des Vorfalls und die zwei Blätter von Kocáb und Zlatohlávek, die der Dekan offenbar dem Sekretariat für Kirchenfragen übergab.

[21] Mehr zu den Ereignissen in Libštát siehe: Peter Morée, Between Solidarity and Emigration. The case of Tomáš Bísek, pastor of the Evangelical Church of the Czech Brethren, in: Communio Viatorum, XLIX, 2007, Nr. 3, S. 344–360.

[22] ÚA ČCE, Verhandlungen mit den staatlichen Behörden, I, 1970–1976, 1975, Archiv – Safe, Brief der Pfarrer Jan Dus, Alfred Kocáb, Jan Šimsa und Jakub Trojan an die Föderalversammlung, die Regierung der ČSSR und das Präsidium des Zentralkomitees der KSČ vom 27. 4. 1975. 25ÚA ČCE, Verhandlungen mit den staatlichen Behörden, I, 1970–1976, 1975, Archiv – Safe, Stellungnahme des Synodalrats zum Brief der Vier, 13. 6. 1975.

[23] NA, Bestand SPVC, Karton 274, Sitzung des Fakultätsrats und des beratenden Gremiums der ETCF, Protokoll zur außerordentlichen Sitzung des Fakultätsrats und des Lehrerkollegiums der CF am 6. 5. 1975, um 14 Uhr.

[24] Ebd.

[25] Ebd.

[26] NA, Bestand SPVC, Karton 274, Sitzungen des Fakultätsrats und des beratenden Gremiums der

[27] NA, Bestand SPVC, Karton 274, Sitzungen des Fakultätsrats und des beratenden Gremiums der ETCF 1967–1979, Bericht über die Situation an der Comenius-Fakultät vom 14. 5. 1976. Jan Hrabina, der sich in dieser Zeit an der ETCF bewarb, schickte seinen Protest gegen die Bestrafung Tydlitáts direkt an das Sekretariat für Kirchenfragen. Er wurde nicht angenommen.

[28] NA, Bestand SPVC, Karton 276, Berichte über den Verlauf der einzelnen Semester an der ETCF, 1972–1983, 1984, 1987, Zusammenfassender Bericht über den Verlauf des Sommersemesters 1975/76 an der Comenius-Fakultät, S. 2.

[29] Ebd.

[30] NA, Bestand SPVC, Karton 276, Berichte über den Verlauf der einzelnen Semester an der ETCF, 1972–1983, 1984, 1987, Zusammenfassender Bericht über den Verlauf des Wintersemesters 1976/77 an der Comenius-Fakultät, S. 2.

[31] NA, Bestand SPVC, Karton 276, Berichte über den Verlauf der einzelnen Semester an der ETCF, 1972–1983, 1984, 1987, Zusammenfassender Bericht über den Verlauf des Sommersemesters 1976/77 an der Comenius-Fakultät, S. 1.

[32] NA, Bestand SPVC, Karton 204, EKBB, Charta 77, Dokument „Ein paar Sätze“ (Několik vět), 1977, 1982, 1989, Verzeichnis der Unterzeichner aus den Reihen der EKBB, Berichte des SPVC zur Situation in der EKBB, Verhandlung des SPVC mit dem Synodalrat, Stellungnahmen, Rundschreiben des Synodalrats, Verhandlungen der Synodalvertretung, in- und ausländische Korrespondenz, 1977, 1982.

[33] Zentralarchiv der EKBB (ÚA ČCE), Bestand Synodalrat der EKBB (SR ČCE), Krisenzeit, Brief von J. N. Ondra an den Synodalrat der EKBB vom 28. 9. 1977, S. 5.

[34] ÚA ČCE, Bestand SR ČCE, theologische Beratungsabteilung, Bericht über die Tätigkeit der

[35] Der Text ist erschienen in: Spisy Boženy Komárkové, Bd. 4, O svobodu svědomí, Heršpice: Eman, 1998, S. 105.

[36] ČSSR, Zur Lage der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder, Eine Dokumentation, Küsnacht: Glaube in der 2. Welt, 1978/2.

[37] In de Waagschaal, Nr. 20, 7. 1. 1978.

[38] Religion in Communist Dominated Areas, Bd. XVI, Nr. 7, 8 und 9, 1977.

[39] Pavel Filipi, Petr Pivoňka, Ročenka Evangelické teologické fakulty UK 1992 (http://web.etf.cuni. cz/ETF-192.html, Stand vom 21. 9. 2016).

[40] Martin Prudký, K otázkám kontinuity a diskontinuity mezi KEBF a ETF UK (Vorlesung bei einem für Pfarrer bestimmten Kurs des Vereins SpEK am 17. 3. 2009), Archiv Martin Prudký. 53Josef Smolík, Teologie v období totality, in: J. Halama (Red.), Ročenka Evangelické teologické fakulty UK 1993–1996, Praha: ETF UK 1996, S. 15–71.

[41] Protestant XIX (2008), S. 8–9.

[42] Brief Nr. 361/2008 des Dekans der ETF UK Martin Prudký an den Vorsitzenden des SpEK Jan Plecháček vom 9. 9. 2008, Archiv Martin Prudký.

[43] Martin Prudký, K otázkám kontinuity a diskontinuity mezi KEBF a ETF UK (Vorlesung bei einem für Pfarrer bestimmten Kurs des SpEK am 17. 3. 2009), Archiv Martin Prudký.