Das kommunistische Regime nahm von Februar 1948 bis November 1989 für mehr oder weniger lange Zeit insgesamt sechzehn evangelische Pfarrer in Haft. Alle Anschuldigungen und Prozesse gegen sie waren politischer und keineswegs krimineller Natur. Gegenüber der Anzahl inhaftierter Priester, Ordensbrüder und Ordensschwestern der römischkatholischen Kirche ist diese Zahl sehr viel geringer und nicht vergleichbar. Das bedeutet jedoch nicht, dass ihr persönliches Leid und das Leid ihrer Eltern, Ehefrauen und Kinder kleiner gewesen wäre.
Die längste Zeit verbrachte ab 1949 Pfarrer Josef Hájek, Religionslehrer aus Prag, im Gefängnis. Von dreizehn Jahren Haftstrafe verbüßte er elf Jahre. Pfarrer Karel Hrbek aus Prag-Smíchov saß ab 1953 drei Jahre im Gefängnis. Außer diesen beiden saßen auch Petr Jankovský, Jaroslav Dokoupil, Josef Jirků, Josef Tobiáš, František Kopecký, Jaroslav Choděra und Jaroslav Ryšavý im Gefängnis. Die beiden Letztgenannten wurden gleichzeitig entlassen, arbeiteten danach noch kurze Zeit für die Kirche, wechselten aber beide schon bald in einen zivilen Beruf. Zur gleichen Zeit wie sie wurde Pfarrer Bohumil Dittrich freigelassen (Dezember 1951), der etwas später festgenommen und lange, mit zermürbenden Methoden und möglicherweise sogar unter Folter verhört worden war. Der aus Zelów stammende Jan Jelínek war vor dem Zweiten Weltkrieg in der Ukraine und danach in der Tschechoslowakei als Pfarrer tätig. Seine Erfahrungen mit der sowjetischen Kollektivierung der Landwirtschaft in der Ukraine ließen ihn Kritik an der Politik der Kollektivierung in der Tschechoslowakei üben, wofür er zwei Jahre im Gefängnis saß.
Die Lebensgeschichte von Bedřich Bašus ist sehr komplex. Er war Pfarrer in Brandýs nad Orlicí, später auch in Choceň und wurde Opfer eines politischen Prozesses, der ihm das Rückgrat brach, sodass er nach seiner Rückkehr aus dem Gefängnis in die Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit einwilligte. Das Tragischste an seiner Geschichte ist, dass aufgrund seiner Informationen Pfarrer Antonín Verner verurteilt wurde, dessen Leben nie wieder in normale Bahnen zurückkehrte. Ein Opfer der kommunistischen Repressionen sorgte so für ein weiteres Opfer.
Das Schicksal der anderen inhaftierten Pfarrer wird teilweise im Artikel „Briefe und Petitionen“ (Jaromír Dus, Svatopluk Karásek, Jan Zeno Dus) und im Artikel „Die bewegte Geschichte des Verbandes der Geistlichen der EKBB (SČED)“ (Vlastimil Sláma) beschrieben.
Was die ungleich höhere Anzahl an gemaßregelten und verfolgten evangelischen Laien angeht, baten wir die Kirchenvorstände um Informationen. Der Rücklauf war jedoch gering, sodass keine gesamtkirchliche Dokumentation zu diesem Thema möglich war. Aus diesem unvollständigen Bild legen wir hier eine Auswahl vor. Damit der Leser die Situation in der kommunistischen Tschechoslowakei nach 1948 versteht, beginnen wir mit der Verfolgung von Laien in der Region Kutná Hora und schildern erst danach die Geschichten von Bohumil Dittrich, Jan Jelínek und Bedřich Bašus.